Yggrfjord
Der Yggrfjord trennt Dwyllugnach und Waligoi und führt von Nor, vom Endlosen Ozean kommend in südöstlicher Richtung über die Strecke von zwei Schiffstagen hin zum Hymir und trennt somit im Norden die Kontinente Urassu und Hondanan. Eigentlich ist der Yggrfjord kein Fjord, sondern ein Sund, eine Meerenge. An den meisten Stellen ist er den dritten Teil eines Schiffstages breit, an manchen Stellen jedoch wird er so eng, dass man an klaren Tagen das gegenüberliegende Ufer sehen kann. Im Yggrfjord selber gibt es kaum Inseln und wenn, dann liegen sie zumeist dicht bei den jeweiligen Küsten. So können die Strömungen die durch die Gezeiten, die Winde und die unterschiedlichen Höhen der Gewässer im Hymir und dem Endlosen Ozean verursacht werden, ungehindert und stark fließen. Je nach den Gezeiten wird die Schifffahrt entweder begünstigt oder behindert. Bei entsprechender Windrichtung und –stärke kann dies dazu führen, dass man trotz voller Segel oder starken Ruderns keinen Schritt voran kommt. So ankern zu diesen ungünstigen Bedingungen viele Schiffe in Ufernähe. Dort laufen sie allerdings Gefahr, von den Küstenbewohnern aufgebracht und im günstigsten Fall um Wegzölle, im ungünstigsten jedoch um alles, einschließlich ihres Lebens, erleichtert zu werden. Letzteres gilt insbesondere in Kriegszeiten, die in diesem Teil der Welt durchaus nicht selten sind. Lediglich die Langschiffe der Wali, die aufgrund ihrer Bauweise von den Strömungen weniger beeinflusst werden, sind in der Lage, bei nahezu jeder Bedingung den Yggrfjord zu befahren. Die starken Strömungen führen dazu, dass der Yggrfjord im Winter nicht vollständig zufriert. In der Mitte bleibt selbst in härtesten Wintern immer eine bis zu eine Wegstunde breite Fahrrinne offen, die allerdings durch treibende Eisberge und Eisschollen ungleich gefährlicher ist, als im Sommer. Da der Yggrfjord der einzige nördliche Weg in den Endlosen Ozean und damit in Richtung der westlichen und estlichen Welt darstellt, ist die Zahl der Schiffe, die hier jedes Jahr hindurch reisen sehr hoch.
Im nördlichen Drittel des Yggrfjordes liegt die Mündung des Yggrbuchtr, einer Bucht mit enger Mündung zum Yggrfjord. Nördlich der Mündung liegt Kordark, eine der großen Städte der Atlier. Am östlichen Ende des Yggrbuchtr selbst liegt Yggrgard, die Hauptstadt der Wali und der Sitz des Jarkhan. Etwa in der Mitte des Yggrfjordes, in Richtung Südosten reicht der Grimnfjord fast einen halben Schiffstag tief ins Hochland von Yggrgard. Die meisten Küsten im Osten, zum Hochland von Yggrgard von Waligoi sind steil und gebirgig. Die meisten Wege ins dortige Hochland von Yggrgard ähneln jedoch eher Ziegenpfaden und erlauben es größeren Menschengruppen kaum, hinauf zu gelangen. Sollten Feinde dies versuchen, so werden sie feststellen, dass die Krieger der Wali schnell vor Ort sind und den Aufstieg blockieren. Denn den gesamten Yggrfjord entlang sind auf den höheren Kuppen Beobachtungsposten ins Holztürmen eingerichtet, die ihre Sichtungen schnell weitergeben können. Ursprünglich wurden diese eingerichtet, um die Züge der von den Wali gejagten Großwale zu beobachten, aber auch in Kriegszeiten haben sie sich bewährt. Die westliche Küste des Yggrfjordes ist flacher und leichter anlandbar, aber die Menschen dort versuchen ebenso, wie die Wali, aus den vorbeireisenden Schiffen den bestmöglichen Gewinn zu erzielen. Deshalb sind die Küsten dort nicht weniger gefährlich als die im Osten.
Schon viele Schiffe sind im Verlauf der Zeitalter und Kriege in dieser gefährlichen Meerenge gesunken. Entweder sanken sie in die unauslotbaren Tiefen des Fjordes oder die Strömungen trieben ihre Überreste ins Hymir oder den endlosen Ozean. So viele Schätze und Reichtümer sanken auf den Grund des Fjordes, dass gelegentlich Strömungen oder Eis einiges davon an den Küsten anschwemmt. Deswegen kann man oft Wanderer an den begehbaren Ufern beobachten, wie sie auf jedes Blinken im Sand achten. So manch einer ist dabei reich geworden.
Die Steilküsten des Hochlandes von Waligoi sind vom Frühjahr bis zum Herbst von riesigen Schwärmen von Seevögeln, darunter Himbrin (Sturztaucher), Svorr (Seeschwalben), Mási (Möven) und Alka (Speervogel), bevölkert, denn die Wanderwege der Fischschwärme, darunter Augr (Kabeljau), Fyldingr (Lachs), Síld (Hering) und Marthvari (Makrele) durch die Meere führen nahezu alle durch den Yggrfjord. Und hier werden die Schwärme zusammengedrängt, so dass für die Vögel leicht Beute zu machen ist. Der Fjord ist deshalb auch der Wanderweg für Wale. Insbesondere im Frühling kommen vom Hymir her die Orkr-Wale (Jagd-Wale) in großen Mengen. Nachdem einer Rast im Grimnfjord, wo ihre Jungen zur Welt gebracht werden, ziehen sie weiter in den Endlosen Ozean, von wo sie im Herbst wieder in Richtung Hymir wandern. Die Orkr-Wale leben von den Fischschwärmen und den ihnen folgenden kleineren Walen und Seevögeln. Die gleichen Wege ziehen auch die großen Wale, die Barði (Bartenwale), die Hnýðinger (Grindwale), die Stærhveli (Nordmeerwale) und die Nárvalr (Speerwale), die von den Algen und kleinen Tieren im Meer leben. Sie werden gejagt von den Wali in ihren Schiffen.
Die Menschen an diesen Küsten gehören dem walischem Stamm der Atlier an. Von Kordark und vom Grimnfjord aus überwachen sie den Yggrfjord um sicher zu stellen, dass möglichst niemand ungesehen bis nach Yggrgard gelangen kann. Dass sie dabei durch Wegzölle und andere „Nebentätigkeiten“ zu gewissem Reichtum gelangen können, ist für sie ein angenehmer Anreiz. Gegend Fremde sind sie freundlich eingestellt, vorausgesetzt, diese verstehen es, sich angemessen zu benehmen.